ZAW - Zettelarchiv Wossidlos

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ZAW Schatz, Geldfeuer


Was verbirgt sich hinter ZAW?

ZAW ist die Abkürzung für das sachsystematisch geordnete Zettelarchiv Wossidlos. Es handelt sich um die wesentlichste Bestandsgruppe, das "Herzstück" der Sammlung, bestehend aus Feldforschungsbelegen und fachliterarischen Exzerpten. Hiervon leiten sich die Korpora BKW und MWW ab.

Was beinhaltet ZAW?

ZAW umfasst knapp eine Million Belege in Form von kleinformatigen Zetteln. Das von 1883 bis 1939 mit mehreren hundert Helfern aus vielen Regionen Mecklenburgs zusammengetragene Archiv dokumentiert in territorialer Geschlossenheit und systematischer Ordnung Bräuche und Riten, Volkserzählungen (Sagen, Legenden, Märchen, Schwänke, Sprichwörter, Redensarten usw.), Lieder und Tänze, die Bereiche des Volksglaubens und der Volksmedizin, erfasst Flurnamen, Deutungen von Tieren und Pflanzen, beschreibt Nahrungs-, Kleidungs- und Wohnformen, das Arbeitsleben und Arbeitsgerät der Tagelöhner, des Gesindes und der Bauern, von Seefahrern, Fischern und Handwerkern, registriert Kulturen von Kindheit und Alter und v.a.m.

Wie ist ein Beleg aus ZAW grundsätzlich aufgebaut?

Ein ZAW-Zettel verfügt über drei Bereiche: die Zuordnung zur Sachsystematik (erste Seite oben rechts), die eigentliche Information und die Quellenangabe (am Schluss). Auf Beleg 3 (mit Audio) können Sie diese drei Bereiche gut erkennen.

Schematisch lassen sich diese drei Bereiche wie in Abb. a darstellen.

Abb. a

Was bedeutet die Angabe in der rechten oberen Ecke?

Hierbei handelt es sich um die inhaltlich-thematische bzw. begriffliche Zuordnung einer Aufzeichnung. Mit ihr kategorisierte Wossidlo eigene Befunde, Feldforschungserträge seiner Sammelhelfer (aus BKW) sowie parallel publizierte Befunde. Hierfür benutzte er ein Abkürzungssystem (z.B. "al weihn" auf Beleg 4 steht für 'Allgemeines zu Weihnachten' oder "gb ernte" auf Beleg 5 steht für 'Erntebräuche'). Die Bezeichnung des Sachbetreffs in der rechten oberen Ecke stimmt in den meisten Fällen mit der Benennung des Konvolutes, das entsprechende Aufzeichnungen bündelt, überein. Alle Konvolutbezeichnungen und die ihnen zugeordneten Zettelbelege sind im Thesaurus erfasst und ggf. mit Synonymen navigierbar.

Unterscheidet sich der Aufbau einzelner Zettelbelege untereinander?

Ja. Der Zitatgegenstand und seine Quelle bedingen die Form der Aufzeichnung. Durch einen nahezu gleichbleibenden und konsequenten Stil dieser Aufzeichnungsform wird klar, welche Informationen auf einem Zettelbeleg auffindbar sind. Grundsätzlich können folgende Zetteltypen unterschieden werden:

  1. Mitteilungen von Erzählerinnen und Erzählern, die Wossidlo im Feld aufgesucht hat,
  2. Zettel, die auf Befunde seiner mit ihm korrespondierenden Sammelhelfer (BKW) hinweisen und
  3. Zettel, die Exzerpte publizierter Quellen, zumeist der Fachliteratur, enthalten.

Die Art des Zettels bedingt dabei weitestgehend eine eigene Syntax:

Wie unterscheiden sich Feldforschungsbelege von (Literatur-) Exzerpten?

Feldforschungsbelege (vgl. z.B. Beleg) sind für gewöhnlich mit Bleistift geschrieben. Die Exzerpte, die am Schreibtisch entstanden, schrieb R. Wossidlo normalerweise mit Tinte.

Wie erkenne ich einen Zettel, dessen Information auf Aussagen eines Erzählers verweisen?

Name + Herkunft + Aufzeichnungsort + Datum „Piel (Gnoien) Warnem 18 10 30“

Abb. 1
Abb. 2

Für die Aufzeichnung der Mitteilungen von Erzählern sind folgende Stilmerkmale typisch:

  • Die Quellenangabe beginnt mit einem Namen (oder einem “X” für “jemand”). Diese Person (z.B. "Piel", siehe Abb. 1) erzählte selbst.

Gab es einen Mittler (Sammelhelfer), vermerkte Wossidlo dies gesondert, z. B.: „durch Gosselck übermittelte Information aus Klein Luckow“ (siehe Abb. 2) oder „Gosselck : L. Kreutzfeld“ (= Gosselck übermittelt an Kreutzfeld (siehe Abb. 3)

Abb. 3
  • Es folgt die Angabe eines Ortes in runden Klammern. Das ist der Herkunftsort der Erzählerin/des Erzählers.
  • Es folgt die Angabe eines Ortes, dem unmittelbar danach ein Datum vor- oder nachgestellt ist. Dieser Ort ist der Aufzeichnungsort.
  • Die Quellenangabe wird mit der Angabe eines Datums abgeschlossen (vgl. Beleg 6). Dieses Datum beinhaltet den Tag und/oder den Monat und/oder das Jahr der Aufzeichnung des Erzählten.

Die Kombination aus Ort und Datum und einem kleinen Umfang (d.h. keine seitenlangen Berichte/Beiträge, die dann zum BKW-Bestand zählten) lässt in den meisten Fällen ohne Zweifel auf einen Erzähler-Zettel schließen.

Wie erkenne ich einen Zettel, dessen Information auf Aussagen eines Beiträgers verweisen?

Name + Beitragsnummer

„Schröder I“

Abb. 4
Abb. 5

Für die Verzeichnung von Beiträgen sind folgende Stilmerkmale typisch:

  • Die Quellenangabe beginnt mit einem Namen. (Abb. 4 „Schröder“)
  • Nach der Angabe des Namens kann ein Ortshinweis folgen. (Abb. 4 „Karbow“)
  • Zwingend ist die Angabe der BKW-Signatur meist in römischen Zahlen. (Abb. 4 „I“)
  • Manchmal wird auch noch die Seite erwähnt, die die Seite im Beitrag angibt.
  • Ein BKW-Zettel ist auch daran erkennbar, wenn eine Ordnungszahl (arabische Ziffern) auf ihm notiert wurde (z.B. 84.). Diese Ordnungszahl weist auf eine Frage aus Wossidlos Fragebögen hin.

Wieso sind Abb. 5 und 6 keine Literaturverweise?

Für Literaturangaben ist es untypisch, dass ein Ort angegeben wird. Für eine Literaturangabe spricht in Abb. 4 natürlich der Name, der auch ein Autor sein könnte. Diese Vermutung wird aber entkräftet, da Literaturhinweise bei Wossidlo mit arabischen Zahlen geschrieben werden.

Abb. 5 zeigt einen Doppelverweis. Mit ihm wird zum einen auf Olga Ebel aus Malchin verwiesen, die dieses Lied beitrug. Jedoch tat sie dies nicht direkt an Wossidlo, sondern an Herrn Polz (Beitragsnummer I), der ebenfalls als Beiträger verzeichnet werden muss.

Abb. 6

Abb. 6 ist auch ein Beitrag. Er stammt von einem Mädchen (mad) aus Krukow, den es aus eigenem Antrieb heraus Wossidlo zukommen ließ (sua sponte). Entgegen dem eigentlichen Stil, Beiträge zu verzeichnen, fehlt hier die Angabe der Beiträgernummer in römischen Zahlen. Es handelt sich hierbei nicht um einen Erzählzettel, da ein Datum fehlt.

Wie erkenne ich einen Zettel, dessen Informationen durch Auszug aus der Literatur stammen?

Organ/Autor + Heft/Ausgabe/Jahrgang + Seite

„Pombl 3, 67“

Abb. 7

Bei Abb. 7 handelt es sich um einen Zettel, der Literatur verzeichnet. Einige Stilmerkmale geben darüber Aufschluss:

  • Die Quellenangabe besteht aus einer Abkürzung, in lateinischer Schrift.
  • Die Quellenangabe besteht aus zwei arabischen Zahlen, die ein Komma trennt.

Gelegentlich ergänzte Wossidlo eine Literaturangabe um einen Namen, der nicht der Autor ist. Dies erkennt man daran, dass diese Namenangabe der Literaturangabe nachgestellt ist. Mit dem nachgestellten Namen wird ein Autor benannt, der in dem angegebenen Organ z.B. „Pommersche Monatsblätter“ einen Artikel etc. verfasst hat.

Hinweise und Beispiele zu uneindeutigen und unvollständigen Quellenangaben

Die folgenden ausgewählten Beispiele sollen zeigen, dass nicht immer einwandfrei und zweifelsfrei entscheidbar ist, um welche Art von Zettel es sich handelt.

Abb. 8

Abb. 8 zeigt einen Zettel, der die für den Bearbeiter relevanten Informationen der Quellenangabe „Dohse p. 10“ und in der Sachsystematik „abz vτ“ bereithält. Folgende Probleme treten auf:

Ist Dohse Autor (Literatur) oder Beiträger? Es kann nicht eindeutig benannt werden, ob

  • Dohse ein Werk (das hier nicht erwähnt wird) geschrieben hat, in dem sich auf Seite (pagina) 10 das entsprechende Zitat befindet oder
  • Dohse ein Beiträger (dessen Beiträgernummer hier nicht erwähnt ist) war und die Seitenangabe womöglich auf eine Beiträgerakte verweist.

Durch die fehlenden Angaben ist hier eine ungenaue Referenzierung (fuzzy) mit dem bloßen Namen getätigt worden. Ein langzeitiges Ziel der Mitarbeit bei WossiDiA ist es, solche Ungenauigkeiten (bspw. durch eindeutiges Erkennen durch anderweitige Hintergrundinformationen) wenn möglich aufzulösen und konkreten Daten zuzuordnen.

Abb. 9

Auch der in Abb. 9 dargestellte Zettel widerspricht mit der Quellenangabe – die schlicht unvollständig ist – dem konventionellen Stil. Hier erscheint nur ein Ort („Lüttenhagen“). Es kann nicht entschieden werden, ob dies:

  • der Ort der Aufzeichnung oder
  • der Herkunft,
  • des Inhalts
  • bzw. der Person,

die es erzählt hat, ist. In diesem Fall bleibt sehr unwahrscheinlich ob sich die fehlenden Informationen überhaupt je finden lassen.

Welche Möglichkeiten der Hilfe bei Lesen und Verständlichkeit des Geschriebenen erhält man – vor allem perspektivisch – in WossiDiA?

Sukzessiv werden maschinenschriftliche Transkriptionen handschriftlicher Texte erstellt und in WossiDiA mit angezeigt. Daneben werden exemplarisch niederdeutschsprachliche Belege von nativen Sprechern rezitiert, die per eingepflegten Audiodateien hörbar gemacht werden.

Siehe hierzu auch: Wossidlo-Alphabet im Artikel zur MWW- und MWT-Transkription und Teuchert-Alphabet im Artikel zur MWW- und MWT-Transkription